Diesel-Kraftfahrzeuge

Aufstieg und Fall

Gegen Ende der 1970-iger Jahre fingen die PKW-Hersteller an, vermehrt auf die vermeintlich sparsamere und damit umweltfreundlichere Dieseltechnologie zu setzen. Die im Vergleich zum Benzin langkettigen Moleküle des Dieselkraftstoffs erfordern allerdings eine aufwendigere Abgasaufbereitung zur Reduktion der Schadstoff-Emissionen, wie Partikelfilter gegen Feinstaub und Harnstoffeinspritzung gegen Stickoxide. Diese langkettigen Moleküle sind aber auch ein sehr wertvoller Rohstoff für die chemische und pharmazeutische Industrie, weshalb im Rahmen der IAA 1977 das Verbrennen dieses Rohstoffs für private Mobilitätszwecke als sehr problematisch diskutiert wurde.

Vor allem in Europa entwickelte sich die Dieseltechnologie bis vor kurzer Zeit zu einer sehr beliebten PKW-Antriebsform. Die Konsequenzen haben wir in mehrfacher Hinsicht zu spüren bekommen:

  • Moderne Dieselmotoren sind die Hauptverursacher von Stickoxiden in unseren Ballungszentren. Stickoxide reizen und schädigen die Atmungsorgane. In vielen Städten Europas wurden Stickoxid-Konzentrationen oberhalb der geltenden Immissionsgrenzwerte gemessen. Auch als Verursacher von Feinstaub in unseren Ballungszentren kommt Dieselmotoren eine tragende Rolle zu.
  • Die drehmomentstarken Dieselmotoren dürften den Trend zu immer schwereren und globigeren PKWs wie den beliebten SUVs beschleunigt haben; auch politisch gefördert durch die niedrigere Besteuerung des Dieselkraftstoffs gegenüber Benzin („Dieselprivileg“). So lag der CO2-Ausstoß aus dem Verkehrssektor in der EU im Jahr 2016 um etwa 25% über dem Niveau von 1990, trotz aller Bemühungen gegen den Klimawandel.
  • Die deutschen Automobilhersteller haben ihren einst guten Ruf mit illegalen Einrichtungen zur Abschaltung der Abgasreinigung im realen Fahrbetrieb stark beschädigt. Den Unternehmen hat das großen wirtschaftlichen  Schaden zugefügt und Diesel-PKW sind außerhalb des europäischen Marktes quasi unverkäuflich geworden. Auch gesellschaftliche Risse haben die Automobilhersteller befeuert.
In Jahr 2016 lag der CO2-Ausstoß aus dem Verkehrssektor in der EU um etwa 25% über dem Niveau von 1990, wobei 72% der Emissionen aus dem Straßenverkehr stammten und davon 60,7% von PKWs.

In Stuttgart gelten aufgrund überhöhter Stickoxid-Konzentrationen seit dem 1. Januar 2019 Fahrverbote für Diesel-PKW unterhalb der Euro Norm 5 und seit dem 1. Januar 2020 zonale Fahrverbote für Diesel-PKW der Euro Norm 5. Nach Aussagen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) haben die Fahrverbote aber trotz pandemiebedingter Verkehrsminderung nicht ausgereicht, die Stickoxid-Grenzwerte einzuhalten oder deutlich zu unterschreiten. Die DUH fordert daher die umfangreichen Ausnahmen vom Dieselfahrverbot, welche insbesondere den Lieferverkehr betreffen, deutlich zu reduzieren.

Achtung Dieselfahrer — vom Aussterben bedroht. (Bild von Rudy and Peter Skitterians auf Pixabay)

Ein Nachruf auf den sauberen Diesel

Neueste Messungen der Deutschen Umwelthilfe haben aufgedeckt dass mehrere Hersteller von Diesel-PKW mit Abgasnorm Euro 5 und 6 weiterhin illegale Vorrichtungen zur temperaturabhängigen Abschaltung der Abgasreinigung einsetzen. Bei niedrigen Außentemperaturen beträgt der Stickoxid-Ausstoß dieser Fahrzeuge ein Vielfaches der erlaubten Grenzwerte. Verbindliche Rückrufe zur Nachrüstung dieser Fahrzeuge sind vom Kraftfahrtbundesamt nicht vorgesehen.

Mit den neuesten Abgasnormen Euro 6d-TEMP und Euro 6d wird die Emissionsmessung bei der Typzulassung im praktischen Fahrbetrieb durchgeführt; das erschwert illegale Abschaltvorrichtungen. Aber auch die modernen Diesel können nicht als sauber bezeichnet werden besagt eine Stichprobe von Transport & Environment, dem europäischen Dachverband für nachhaltige Mobilität. Denn die neuesten Abgasnormen gelten nur im Normalbetrieb, nicht jedoch während des Filterreinigungsvorgangs der durchschnittlich alle 500km durchgeführt wird, im Stadtverkehr schon nach 250km. Während der Filterreinigung können große Mengen an Rußpartikeln freigesetzt werden; auch Ammoniak wurde nachgewiesen. Experten gehen davon aus, dass sich dieses Rußpartikelproblem der Diesel nicht einfach lösen lässt.

Unser Fazit: Vierzig Jahre hat uns die Diesel-Ideologie im Kampf gegen den Klimawandel gekostet; Zeit die man in vernünftige Lösungen hätte investieren können.

Von der Bundesregierung fordern wir die verbindliche Nachrüstung für alle abgasmanipulierten Fahrzeuge, sowie die Abschaffung des Dieselprivilegs und sonstiger klimaschädigender Steuervorteile.

Mit Abschaffung des Dieselprivilegs dürfte das Schicksal der Dieseltechnologie als PKW-Antrieb sehr bald besiegelt sein.

Der Traum vom sauberen Diesel ist heute schon ausgeträumt! R.I.P.